Bei einer durchgeführten internen Befragung von 180 anerkannten Geflüchteten im Raum Köln waren etwa 78% von dem Problem der Spielsucht, aufgrund fehlender Perspektiven und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, betroffen. Weitere Analyse dieser Tatsache haben ergeben, dass die seltenen Gewinne beim Glücksspiel von einzelnen Geflüchteten viel schneller kommuniziert und verbreitet werden als die Verluste, die sie tagtäglich erleiden. Da sich die Mehrheit der o.g. Zielgruppe noch in der Integrationsphase befindet und über wenig finanzielle Mittel verfügt, entstehen oft Folgeprobleme, wie der Abrutsch in die Kriminalität.

Im Fokus des Projekts “Prävention Plus”, das im Frühjahr 2018 startet, steht daher das Ziel, den Besuch von jungen, mehrheitlich afrikanischen Geflüchteten in Wettbüros und Spielhallen zu reduzieren, um Spielsucht und folglich negative “Integrationsverläufe” vorzubeugen.

Die Zielgruppe soll einerseits umfassend über die sozialen und juristischen Folgen dieser Straftaten informiert werden. Andererseits möchten wir ihnen diverse Lösungsmöglichkeiten im Umgang mit ihren Herausforderungen anbieten, sie empowern, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenzulernen und zu nutzen und Netzwerke zwischen den Organisationen (die auf Spielsucht und psychische Behandlung spezialisiert sind) und den Geflüchteten aufbauen.

Darüber hinaus möchten wir sie als MultiplikatorInnen fortbilden, damit sie die erworbenen Informationen und Erkenntnisse an andere Personen in ihren Unterkünften weitergeben.

Bericht 2020

Das Projekt wird in drei Phasen gegliedert, in denen relevante Themenfelder aufgegriffen werden, wie die Vermeidung von Orientierungslosigkeit (durch alternative Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, Wohnungssuche und gezielte Einsetzung mitgebrachter Fertigkeiten), Spiel- und Drogensucht und deren mögliche Folgen und Therapiemöglichkeiten, gewaltfreie Kommunikation, Lösungen für soziale/aufenthaltsrechtliche Probleme und die Förderung intrinsischer Motivation in Bezug auf soziale und berufliche Integration und Freizeitgestaltung, um psychische Belastungen zu verringern.

In der ersten Phase werden interaktive Orientierungsseminare durchgeführt, die überwiegend von ehemaligen Geflüchteten geleitet werden, die bereits sozial und beruflich erfolgreich integriert sind und so eine Vorbildfunktion für die TeilnehmerInnen einnehmen können. Das Vertrauen zwischen allen Beteiligten soll aufgebaut und die Spielsituation der TeilnehmerInnen und deren “Sucht-Phase” erfasst werden, um im Verlauf des Projekts auf die spezifischen Bedürfnisse der TeilnehmerInnen eingehen zu können.

In der zweiten Phase soll den Geflüchteten während eines dreitägigen Fortbildungsseminares, welches abseits ihres Alltags und ihrem gewohnten Umfeld stattfindet, die Möglichkeit gegeben werden, Zukunftsperspektiven für sich zu entwickeln und Interessen sowie Freizeitbeschäftigungen zu finden, die Alternativen zu Spielhallen darstellen.

In der dritten Phase werden die TeilnehmerInnen in weiteren Seminaren und Workshops motiviert, als Bindeglied zwischen anderen Geflüchteten und unterstützenden Organisationen zu agieren. Zudem werden wir erfolgreich therapierte Menschen mit afrikanischer Migrationsgeschichte einladen, die von ihrer erfolgreichen Therapien hinsichtlich der Spielsucht berichten und eventuelle Unterstützung erörtern. Gemeinsam beleuchten wir die Beweggründe der Geflüchteten für die regelmäßige Teilnahme an Glücksspielen, um zusammen mit fachspezifischen ExpertInnen (Psychologen, Therapeuten etc.) Lösungsansätze für die o.g. Herausforderungen interaktiv herauszuarbeiten.

Die Selbstständigkeit der TeilnehmerInnen wird in dieser Phase gefördert, indem sie die Möglichkeit erhalten, verschiedene alternative Freizeitaktivitäten eigenständig zu planen, die sie in ihren Alltag integrieren können (wie bspw. die regelmäßige Mitwirkung in einem Sportverein, einer Musikschule  etc.) und eine gemeinsame Aktion mit der Gruppe zu unternehmen.

Die aktive Einbindung in die gewünschten Freizeitangebote und nötigen Therapien werden ggf. vom Projektteam koordiniert und begleitet.

Abschließend werden die Ergebnisse des Projekts bei regelmäßigen Teamsitzungen sowie in Gesprächen mit Geflüchteten, Ehrenamtlichen, MitarbeiterInnen und anderen Beteiligten des Projekts evaluiert, um die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen festzustellen, um auch in Zukunft die Weiterbildung von jungen Geflüchteten zu gewährleisten und deren Lebensqualität gemeinsam zu verbessern.

Wir bedanken uns bei Aktion Mensch für die freundliche Unterstützung! 

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