Das Projekt „WorkKompass TANDEM“ ist Teil unserer größeren Projekte „WorkKompass PLUS“ und der Landesinitiative „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“, bei dem junge (afrikanische) Geflüchtete für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt qualifiziert werden.
„WorkKompass TANDEM“ bietet ein intensives Partnertraining, das die Kommunikationsfähigkeit und die sozialen Kompetenzen der Teilnehmenden nachhaltig stärkt. In Kleingruppen und 2-er Tandems kann individuell auf die Fähigkeiten der TeilnehmerInnen eingegangen werden. 

Geübt werden vor allem berufsspezifischer Wortschatz sowie sprachliche und soziale Fähigkeiten für die Bewerbung (einen Lebenslauf erstellen, Stellenangebote lesen und verstehen, Telefonate mit dem potentiellen Arbeitgeber üben, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche üben, etc.). Die deutschsprachigen Tandem-Partner ermöglichen ein intensives Training nicht nur auf sprachlicher Ebene. Wichtig sind auch die Vermittlung sozialer Kompetenzen, z.B. Umgang mit dem Arbeitgeber, Pünktlichkeit, Hygiene, Mobbing am Arbeitsplatz, Umgang mit Rassismus und Konfliktvermeidung. Die verbesserte Kommunikationsfähigkeit führt bei den jungen Geflüchteten außerdem zu mehr Selbstständigkeit und erhöht die Chancen auf einen Ausbildungs-/Arbeitsplatz signifikant. Von dem Projekt profitieren sowohl Arbeitgeber*innen als auch Arbeitnehmer*innen.           
Durch die Ausbreitung des Corona-Virus und den damit verbundenen Einschränkungen ergaben sich in diesem Jahr besondere Voraussetzungen und Herausforderungen für die Durchführung der Tandemarbeit. Unsere Tandemlehrkräfte Silvia Grundmann und Anna-Laura Olbrich berichten von ihren Erfahrungen:

„Bei der Welcome-Veranstaltung Anfang des Jahres lernte ich dann die Teilnehmenden für den kommenden Projektzyklus kennen. Kurz nachdem die Arbeit mit ihnen gestartet war, breitete sich das Virus Covid-19 rasant aus und wir mussten die Tandemarbeit umstellen. So gab es keinen 1:1-Unterricht in den Räumlichkeiten von Migrafrica mehr, sondern die Tandemsitzungen mussten per Telefon oder online durchgeführt werden. Dies erwies sich teilweise als sehr herausfordernd, da nicht alle der Tandempartner*innen über Laptop und Drucker oder eine stabile Internetverbindung verfügten. Gleichzeitig fehlte der direkte persönliche Kontakt. Es war deutlich zu merken, dass die Teilnehmenden aufgrund wegfallender Sprachkurse an Sprachpraxis einbüßten und auch zahlreiche Möglichkeiten für Praktika und Erwerbstätigkeiten wegfielen. Für den Prozess der Arbeitsmarktintegration bedeutete dies ein deutlich langsameres Erreichen von gesetzten Zielen. Inhaltlich standen die berufliche Orientierung, das Lernen für die Qualifizierung als Gabelstaplerfahrer, Vorbereitung von Sprachprüfungen, Ausbau schriftsprachlicher Kenntnisse, Erstellung von Bewerbungsunterlagen sowie Wiederholung von Wortschatz und grammatischen Kenntnisse im Vordergrund. Durch wegfallende Kontakte während der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und den subjektiven Sorgen angesichts der Pandemie wurde die Tandemzeit vielfach auch für Austausch und mündliche Kommunikation über die aktuelle Situation genutzt.
Durch die inhaltliche Arbeit mit den Teilnehmenden habe ich viele Berufsbilder besser kennengelernt: Friseur*in, Werksfeuerwehrmann/frau, Garten- und Landschaftsbauer*in, Pharmazeutisch-Technische*r Assistent*in, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger*in, Bäcker*in. Ich habe wieder verschiedene Menschen kennengelernt und sie ein Stück ihres Weges begleiten und unterstützen dürfen. Von Herzen wünsche ich ihnen für ihre Zukunft alles Gute und viel Erfolg und hoffe, dass sie auch auf ihrem weiteren Weg stets Unterstützer*innen finden.“

 

„Dieses Jahr war ein ganz besonderes Jahr. Denn aufgrund von Covid-19 konnten die Tandems nur virtuell, mit Hilfe von Skype oder per Telefon stattfinden. Dies erforderte ein großes Improvisationstalent und eine schnelle Umstellung. Materialien mussten angepasst und vorab übersandt werden. Ebenfalls wurden die verschiedenen Inhalte anders vermittelt. Wo man sonst mit dem Finger auf die richtige Stelle im Text gezeigt hat oder die Mimik und Gestik des Gegenübers gesehen hat, mussten nun genaue Anweisungen und Erläuterungen gemacht werden.  Wie bereits in den vorherigen Jahren wurde sich auch in diesem Jahr intensiv auf Sprachkurse vorbereitet. In diesem Jahr umso mehr, da die Sprachkurse aufgrund von Covid-19 pausierten. Dennoch wollten die Teilnehmer*innen die bevorstehende Prüfung absolvieren, um im Anschluss eine Ausbildung zu beginnen. Somit mussten ebenfalls Bewerbungsunterlagen erstellt und versandt und für Vorstellungsgespräche geübt werden. Trotz der schweren Lage eine Anstellung in dieser doch „sehr schweren Zeit“ zu finden, war es uns möglich, viele Teilnehmer*innen in eine Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln. Am meisten Spaß macht mir bei der Arbeit der Umgang mit den Teilnehmer*innen. Der Austausch, die Fortschritte der Teilnehmer*innen und das gemeinsame Lachen während der Tandemarbeit bereiten mir die größte Freude. Letztendlich fühlt es sich nicht wie ein Job an, sondern wie ein Treffen mit Freunden.“

Die Tandemarbeit konnte also, trotz der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, fortgesetzt werden. Aus Sicht der Teilnehmenden war dies enorm wichtig, da ihnen durch die Schließung der meisten anderen Stellen und Behörden fast alle Unterstützungsstrukturen weggebrochen sind.

Die Corona-Krise hielt allerdings auch Chancen bereit: Wir freuen uns besonders, dass wir WorKompass Tandem in Kooperation mit dem Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) der Universität zu Köln institutionell etablieren konnten. WorkKompass Tandem wird seit Beginn des Wintersemesters im PROMPT! Programm des ZfL als Berufsfeldpraktikum angeboten und durchgeführt. Im Rahmen ihres Lehramtsstudiums absolvieren derzeit 8 Studierende ihr Berufsfeldpraktikum bei „PROMPT im Sprachtandem“ in Kooperation mit Migrafrica. Unsere erfahrenden Tandemlehrkräfte schulen und begleiten dabei die Studierenden bei den ersten Schritten in der Tandemarbeit und stehen als Ansprechpartner weiterhin zur Verfügung.
Wir konnten so die Tandemarbeit nicht nur perspektivisch in der Struktur des Lehramtsstudiums an der Universität zu Köln etablieren, sondern auch die Anzahl an Tandems verdoppeln.

Wir bedanken uns hier besonders bei der Projektleitung für PROMPT! Frau Barbara Schön vom ZfL und den engagierten Studierenden, die unsere Teilnehmenden nun noch intensiver begleiten werden.

Wir bedanken uns auch bei IHK-Stiftung für die freundliche Unterstützung!

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