Die Erfahrungen und Bedürfnisse geflüchteter Frauen unterscheiden sich vielfach von denen der Männer. Neben kulturellen, sprachlichen und sozialen Barrieren bei ihrem Inklusionsprozess, sind sie zudem starken Vorurteilen sowie multipler Diskriminierung ausgesetzt. Auch die oftmals fehlende Kinderbetreuung schränkt die Mobilität und den Zugang von Frauen zu Arbeits-, Bildungs- und Freizeitangeboten ein.

Trotz dieser komplexen Bedarfe wird die Zielgruppe vernachlässigt und mit genderunspezifischen Projekten nur schlecht erreicht. In eigenen und uns bekannten vorherigen Integrationsprojekten konnten wir feststellen, dass die Teilnahme von geflüchteten Frauen signifikant gering war.

Aus diesen Gründen haben wir das Projekt Inklusion + konzipiert, dass sich spezifisch an geflüchtete Frauen, insb. Mütter richtet. In dem wir die Zielgruppe über ein Jahr durch geschlechtsspezifische, interkulturelle und sprachsensible Aktivitäten dabei unterstützen und befähigen, an verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilhaben zu können, den Zugang zu Angeboten zu finden und in Austausch mit anderen Frauen (mit und ohne Fluchterfahrung) zu treten, erhoffen wir im Raum Köln/Bonn mit unserem Projekt einen bedeutenden Beitrag für eine inklusive Gesellschaft zu leisten.

Das Projekt Inklusion + zielt darauf ab, die Frauen durch eine nachhaltige Beratung und Begleitung zu unterstützen, psychisch zu stabilisieren und an Angebote und Maßnahmen, die sie in ihrem Inklusionsprozess unterstützen, heranzuführen. Um die Teilnehmerinnen effektiv an diese anzubinden, werden auch Vernetzungstreffen mit AkteurInnen relevanter Institutionen und Angebote durchgeführt. Außerdem bieten wir in dem Projekt  Informationsseminare an, in denen die Frauen über bedarfsorientierte Themen fortgebildet werden. Zu den Themen gehören beispielsweise Bildungsperspektiven, Arbeitsmarktintegration, Wohnungssuche, Umgang mit (sexueller) Gewalt, Kinder- und Frauenrechte, Familienbildung, Kinderbetreuung, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und Gesundheitsvorsorge. Um auch die soziale Inklusion und Anbindung der Teilnehmerinnen zu stärken, wird in einem wöchentlichen Begegnungscafé der Austausch der Teilnehmerinnen mit anderen geflüchteten Frauen sowie mit Frauen (insbesondere Müttern) aus der Mehrheitsgesellschaft aus dem Raum Köln/Bonn und Umgebung gefördert werden.

Die Teilnehmerinnen erhalten im Rahmen des Projektes die Möglichkeit, ihre deutschen Sprachkenntnisse und Kommunikationsfähigkeiten auszubauen, Neues zu erlernen sowie ihre mitgebrachten Kompetenzen zu entdecken und zu stärken. Sie werden dazu ermutigt, diese, im Rahmen des Projektes oder in eigens initiierten Angeboten, anzuwenden. Durch das Empowerment und die erhöhte Selbstständigkeit der Teilnehmerinnen sowie durch den Einbezug von anderen Frauen aus der Gesellschaft wird die Teilhabe der Zielgruppe und folglich der nachfolgenden Generation – ihrer Kinder – an der deutschen Gesellschaft umfangreich erhöht.

Um insbesondere alleinerziehenden Müttern den Zugang zu dem Projekt gewährleisten zu können, wird bei allen Maßnahmen des Projekts eine Kinderbetreuung angeboten.

 

Zwischenbericht Inklusion PLUS

In der ersten Phase des Projekts Inklusion PLUS konnten mehr als 18 geflüchtete Teilnehmerin unter anderem aus Syrien, dem Irak, Guinea, Nigeria, Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Marokko und dem Iran in ihrem Inklusionsprozess unterstützt und gestärkt werden. Die Teilnehmerinnen (TN) haben regelmäßig Beratung und Begleitung zu unterschiedlichen Themen in Anspruch genommen. Sie wurden unter anderem zu ihrer asylrechtlichen Situation, familienrechtlichen Belangen, Arbeitsmarktintegration, Wohnungssuche, Bildungsmöglichkeiten, Sprachkursen (mit Kinderbetreuung) sowie kostenlosen Sprachkursen, Kindergartenplatzanmeldung, Diskriminierung, dem Gesundheitssystem sowie behördlichen Angelegenheiten beraten und informiert.  Begleitungen erfolgten zu unterschiedlichen Institutionen, dazu gehörten Jobcenter, Sozialamt, Agentur für Arbeit, Ausländeramt, Jugendamt, Wohnungsamt, Krankenkassen, Ärzte, Krankenhäuser, Kindergärten, Grundschulen, Sprachschulen, Frauenberatungsstellen, Frauenhäuser und Vermietungsgesellschaften.  

Mehr als die Hälfte der TN wurde zur Wohnungssuche beraten und bei der Suche nach einer neuen Wohnung assistiert, so konnten 5 TN mit unserer Unterstützung erfolgreich ihre erste eigene Wohnung beziehen. Mehrere der TN konnten bei der Suche und Anmeldung eines Kindergartenplatzes unterstützt werden. Auch konnten sich mehrere der TN für einen Sprachkurs (mit Kinderbetreuung) anmelden. Außerdem erfolgte bei allen teilnehmenden Frauen, die den Bedarf hatten, eine Klärung der rechtlichen und behördlichen Situation in diverse Themenbereiche. Einige der TN wurden zu frauenspezifischen Themen, wie weiblicher Beschneidung, Familienplanung und häuslicher Gewalt beraten. Weiterhin wurden 14 TN, die Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration brauchten, erfolgreich an unser Projekt WorkKompass PLUS vermittelt. 

Neben den TN, die regelmäßig und über einen längeren Zeitpunkt Beratung und Begleitung in Anspruch nahmen, gab es auch mehr als zehn Frauen, die nur einmalig einen spezifischen Bedarf hatten, zu dem sie in der offenen Frauensprechstunde beraten werden konnten. 

Das Interkulturelle Begegnungscafé findet seit März 2019 immer dienstags statt. Zwar hat es ein paar Termine gedauert, bis sich das Angebot etabliert hatte und das Vertrauen der TN stabilisiert werden konnte, inzwischen wird es aber so gut besucht, dass immer mehr als 20  Frauen teilnehmen. Viele der teilnehmenden Frauen kommen regelmäßig und nehmen auch die Beratung und Begleitung in Anspruch. Außerdem gibt es fast bei jedem Termin mindestens eine neue Besucherin. 

Bei dem Begegnungscafé  wurden unterschiedliche Aktivitäten, wie Kochen und Backen, Herstellung Kosmetik und Marmeladen, Bewegungsangebote (z.B. Tanzen, Zumba, Sport), Spaziergänge, Kleidertausch, Fotografie Workshop sowie Deutschübungen und -lernspiele gemeinsam durchgeführt, die den teilnehmenden Frauen viel Spaß machten.

Ferner wurden Workshops zu den Themen Arbeitsmarktintegration, Strategien zum Deutsch lernen, Soziale Kontakte knüpfen in DE, Empowerment und Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins, Erziehung sowie Ernährung und Gesundheit angeboten. Dazu wurde u.a. mit der Internationalen Familienberatung der Caritas, Medica Mondiale sowie Palast der Löwin e.V. zusammengearbeitet. Da im Laufe der ersten Projektphase deutlich wurde, dass es den TN schwer viel mehr als einen Termin in der Woche wahrzunehmen, wurden das Begegnungscafé und die Workshops zum Ende der ersten Phase zusammengelegt. 

Die Kinderbetreuung konnte bei beiden Angeboten erfolgreich durchgeführt werden und wurde gut angenommen. 

Zum Ende der ersten Projektphase wurden mit den TN drei Bildungs Ausflüge und Unternehmungen, ein Picknick, ein Cafébesuch sowie eine Schiffstour durchgeführt. Diese Angebote wurden von den TN zahlreich besucht und sehr positiv aufgenommen. 

Die akquise der TeilnehmerInnen wurden unter anderem durch diese Kooperationen mit diverse Migrantenorganisation, jedoch vor allem durch bereits bestehende Kontakte unseres Vereins und unsere MultiplikatorInnen sowie Werbung bei Facebook für das Projekt aktiviert. 

Interessierte Teilnehmerin  können sich jederzeit melden unter: wandt@migrafrica.org  (Tel: 0221-99390435)

Wir bedanken uns bei Aktion Mensch für die freundliche Unterstützung.

 

 

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